Am 02. September hat der Verein der Freiwilligen Feuerwehr Obernjesa e.V. zum fünften Mal den Rettungstag ausgerichtet. Beim diesjährigen Seminar konnten erneut Feuerwehrleute aus drei Bundesländern, sowie Rettungsdienstmitarbeiter von fünf Organisationen aus- und fortgebildet werden.
Nach intensiver Vorbereitung und Aufbau am Vorabend konnten um 07:30 Uhr die ersten Teilnehmer begrüßt werden. Pünktlich um 08:00 Uhr eröffnete der zweite Vorsitzende und Organisator Christian Rambow die Veranstaltung. Er gab einen kurzen Rückblick in die Geschichte des Rettungstages, sowie organisatorische Hinweise zum Tagesablauf. Er dankte den unzähligen Helfern, Sponsoren und Ausbildern für die Unterstützung. Besonders hob er den "Vater des Rettungstages" Martin Schmitz hervor, der 2006 die Idee zum Seminar in Göttingen hatte.
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Im Anschluss übernahm Dr. Tim Heyne vom Ausbilderteam der Firma Weber Rescue und gab Einblicke in moderne Fahrzeug-, Sicherheits- und Antriebstechnik. In einem 45-minütigem Vortrag führte er die Bandbreite von verschiedenen Airbagsystemen und relevanten Techniken für den Rettungseinsatz vor. Aufgrund der gemischten Struktur der Zuhörer (Anfänger bis hin zum Dritt-Teilnehmer) versuchte er auf alle möglichen Fragen von vorneherein einzugehen.
Nach einer kurzen Pause übernahm der Stadtbrandmeister der Stadt Duderstadt das Wort. Kai Walther ließ einen Einsatz aus dem letzten Jahr Revue passieren. Damals war in Duderstadt ein mit Erdgas betriebenes Fahrzeug aufgrund eines technischen Defekts explodiert. Als Einsatzleiter vor Ort schilderte Walther das Vorgehen bei der Bergung bzw. Sicherungsmaßnahmen an der Einsatzstelle. Mit vielen Fotos und Videos untermalte er seine Schilderungen.
In der Zwischenzeit hatten die fleißigen Helfer des Feuerwehrvereins ein reichhaltiges Frühstück vorbereitet. Brötchen, Aufschnitt, Kaffee und Obst standen zur Stärkung bereit. Nach rund zwei Stunden zuzüglich der Anreisezeit der Teilnehmer war es auch höchste Zeit dafür. Es blieb allerdings keine Zeit zum Ausruhen - schließlich stand die praktische Ausbildung noch an.
In fünf Gruppen eingeteilt wurden die Teilnehmer von ihren Betreuern zu den Stationen gebracht. Für jeweils 75 Minuten gab es nun an fünf Stationen geballte Informationen zu verschiedenen Themen. An Station 1 standen alternativ angetriebene Fahrzeuge bereit und wurden durch Andreas Umbach (OF Groß Schneen und Kfz-Meister) erklärt. Das Augenmerk lag auf der Vorgehensweise bei Unfällen oder Bränden an diesen Fahrzeugen. Neben einem rein batterie-elektrisch betriebenem BMW i3 und einem Porsche Panamera Hybrid konnte erstmals in der Region ein wasserstoff-betriebenes Fahrzeug ausgestellt werden. Der Hyundai ix35 FuelCell ist das erste Großserien-Wasserstofffahrzeug und wurde eigens für das Seminar aus Offenbach/Main überführt.
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Die zweite Station stellte einen seitlichen Anprall eines Fahrzeugs gegen ein Betonhindernis dar. Hier galt es mit verschiedenen hydraulischen Werkzeugen den Überlebensraum zu maximieren und die eingeklemmte Person zu retten. Wie an allen anderen Stationen lag ein Schwerpunkt auf der Zusammenarbeit von Feuerwehr und Rettungsdienst. Die gemeinsame Taktik musste erarbeitet werden. Martin Schmitz (WeberRescue) und Christoph Haus (BF Göttingen) brachten den Teilnehmern Wege zur Rettung bei und versuchten eine gemeinsame Sprache der beiden Fachbereiche zu entwickeln.
Station 3 war eine Neuerung: Øyvind Krause-Halvorsen, Linus Müller (beide ASB Uslar) und Christopher Czech (Firma medak Medizintechnik) zeigten hier Möglichkeiten zur Rettung aus einem Unfallfahrzeug, wobei das Augenmerk nicht auf der schweren technischen Rettung lag, sondern im rettungsdienstlichen Bereich. Der Umgang mit Immobilisationsmaterial und der Fahrtrage eines RTW wurde intensiv erprobt. Weiter wurden neue, innovative "Kleiderscheren" und Bandagen zur Stillung starker Blutungen vorgestellt. Unterstützt wurden die drei Ausbilder durch Notfallsanitäter-Auszubildende des ASB Uslar.
Ein typisches Bild fanden die Feuerwehrleute und Rettungsdienstler an Station 4: ein Pkw ist am Stauende unter einen Lkw gefahren und der Fahrer ist eingeklemmt. Dr. Tim Heyne leitete die Sicherung des Lkws, sowie anschließende Rettung des Patienten an. Rettungsdienstlich wurde die Station spontan durch Lothar Kämper vom ASB Friedland betreut, nachdem ein anderer Ausbilder kurzfristig ausgefallen ist. Abstützen, Unterbauen, Patient stabilisieren und anschließende Rettung - so kann der Ablauf in Kürze zusammengefasst werden.
Die fünfte Station war die wohl technisch anspruchvollste: ein Pkw lag kopfüber einen Abhang hinunter. Das ist jedoch nicht die ganze Lage - der Hügel besteht aus mehr oder weniger großen Betonbrocken und Abbruchmaterial. Die Materialablage war oberhalb des Fahrzeugs, sodass von oben herab gearbeitet werden musste. Ganz wie häufig in der Realität. Sönke Bielefeld und Dennis Kroß (BF Hannover) zeigten den Teilnehmern, dass selbst relative komplexe Lagen mit einem gut ausgerüsteten Löschgruppenfahrzeug 8 bearbeitet werden können.
Die straff geplante Ausbildung wurde nur für ein kurzes Mittagessen unterbrochen. Lange Pausen schienen auch nicht nötig - alle Teilnehmer, aber auch Ausbilder und Helfer waren sehr motiviert und wollten zurück an die Stationen. Mit leichtem Zeitverzug konnten dann alle Beteiligten gegen 17:45 Uhr versammelt werden um das obligatorische Gruppenbild zu schießen. Im Anschluss gab es noch ein paar Worte zur Verabschiedung und eine kurze Befragung, um den nächsten Rettungstag noch besser zu machen.
Nachdem alle Auszubildenden das Gelände verlassen hatten, mussten die Helfer nochmal ran. Alle Stationen mussten zurückgebaut und das Material wieder verlastet werden. Gegen 19:45 Uhr war auch diese Aufgabe geschafft und alle konnten den Ort des Geschehens verlassen.
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An dieser Stelle sei nochmal ein Wort des Dankes erlaubt: der Verein der Feuerwehr Obernjesa e.V. dankt allen Sponsoren und Unterstützern, hierbei besonders der Firma Hesse Transporte (DANKE OLLI!), den Autohäusern BMW Kassel und Porsche Göttingen, sowie Hyundai Deutschland. Weiterhin geht Dank an die Ausbilder aus Göttingen, Hannover und Uslar, sowie allen Helfern vor Ort und während der Vorbereitung.
Sollte nichts dazwischen kommen, wird es im September 2019 den sechsten Rettungstag Göttingen geben. Alle Informationen dazu und eventuell anderen in der Zwischenzeit stattfindenden Veranstaltungen findet ihr unter http://rettungstag.feuerwehr-obernjesa.de